Ebenfalls veröffentlicht in Französisch, Englisch, Griechisch, Italienisch und Spanisch April 2021 #20 |
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Interview mit Sri Acharya T.K. Sribhashyam (Teil 3) von Aurelia Debenedetti, veröffentlicht im italienischen Magazin Arti d'Oriente im Jahr 2000 aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Volk Frage: Meister, ich glaube, alles was Sie sagen, führt uns hin zu einer spirituellen Dimension. Antwort: Alles, was in Indien gesagt wird, hat eine spirituelle Dimension. Frage: Im Westen spricht man viel über Konzentration und Meditation. Im Alltag reden wir von Konzentration, wenn wir arbeiten, studieren oder eine Aktivität ausführen. Jedoch meinen wir etwas Abstrakteres, wenn wir von Meditation sprechen. Im Yoga reden wir zusätzlich noch über Kontemplation. Könnten Sie diese Begriffe definieren, Konzentration, Meditation und Kontemplation? Antwort: Ist der Geist auf ein bestimmtes Objekt, das nicht unbedingt philosophische Eigenschaften hat, fokussiert, sprechen wir von Konzentration; ebenso, wenn unsere Aufmerksamkeit auf eine Sache oder ein Thema gerichtet ist. Im Yoga benutzen wir denselben Begriff, wenn der Geist ein Objekt fokussiert. In der Kontemplation befinden wir uns in einem aktiveren Stadium. Diese Phase findet statt, wenn wir ein göttliches Objekt fokussieren, dieses Objekt über spirituelle Eigenschaften verfügt und wir danach, nach der Konzentration auf das Objekt, Hindernisse reflektieren, denen wir während der Praxis begegneten, damit wir sie beim nächsten Mal vermeiden können. Kontemplation ist eine Art Betrachtung unserer Konzentration, aber ihre wesentliche Eigenschaft ist, dass sie sich immer auf ein göttliches Objekt oder Thema richtet. Kontemplation erfordert ein Nachdenken über die vergangene Erfahrung, die Hindernisse, denen wir begegnen, und die Fehler, die es in Zukunft zu vermeiden gilt. Folglich hilft jede Stufe der Konzentration dabei, die nachfolgende Praxis zu verbessern. Der Begriff "Meditation" ist viel umfassender, als wir normalerweise denken. Kurz gesagt, es gibt zwei Arten von Meditation. Die eine ist dazu da zu versuchen, geistige und besonders intellektuelle Funktionen im mentalen Bereich zu deaktivieren; einfach gesagt, wenn wir versuchen, im mentalen Bereich einen leeren Raum zu schaffen, wird dieser als Meditation bestimmt. Diese Definition wird allgemein benutzt, wenn jemand nicht an Gott glaubt oder glauben will, oder Gott nicht im mentalen Bereich haben möchte. Sinngemäß, wenn wir jede Störung daran hindern, in den mentalen Bereich einzudringen oder sie neutralisieren, ist es dem Geist möglich, seine eigene Natur zu reflektieren, das, was ihm in Wirklichkeit innewohnt und man als die Vision des Selbst definieren kann. Diese Aktivität bezeichnet man auch als Meditation. Sie hat keine Bilder zum Inhalt, es finden keine intellektuellen Diskussionen statt, es ist vielmehr ein passiver Zustand, verbunden mit einer subtileren Emotion, die sich von den gewöhnlichen, dem Menschen eigenen Emotionen, unterscheidet, ein Zustand, den wir als andächtig ergebene Emotion (Devotion) bezeichnen. Eine andere Art von Meditation beinhaltet das Wachrufen (Evokation) eines göttlichen Objekts spirituellen Charakters und das Besinnen auf seine göttlichen Attribute. Diese zweite Art von Meditation ist aktiver. Man benutzt in diesem Fall keine menschlichen Zuschreibungen, auch wenn es uns gefällt, sie zu benutzen, da ja das Objekt ein spirituelles, göttliches, ist. Der Inhalt der Meditation variiert und beruht auf den Überzeugungen des Lehrers, der sie uns übermittelt. Frage: Ist es denkbar Yoga ohne einen Lehrer zu praktizieren? Antwort: Es ist richtig, dass die Yogapraxis in Indien nur als möglich angesehen wird, wenn sie ein Lehrer anleitet, aber aus praktischen Gründen können wir nicht darauf bestehen, dass diese Regel auch im Westen angewandt werden muss. Es gibt tatsächlich keine großen Gefahren für den Körper und auch nicht für den Geist, wenn wir mit der Praxis anhand der Anweisungen eines Buches beginnen. Solange das Buch seriös ist und Yoga und den Geist des Yoga widerspiegelt, können wir durchaus sogar mit einem Buch anfangen. Frage: Warum wird Pranayama als die beste Methode empfohlen, wenn es um die Befreiung der Seele geht? Antwort: Seit der Zeit der Veden sagt die Lehre, dass Pranayama, als Ritual praktiziert, jedem anderen in den Veden vorgeschriebenen Ritual überlegen ist. Wenn wir über Pranayama reden, meinen wir damit tatsächlich, dass wir dem Schöpfer Prana anbieten und dieses Angebot hat einen ein Opfer darbringenden Charakter. In anderen Ritualen bringen Menschen Feuer oder Wasser dar, aber keinen Teil ihrer selbst, wogegen sie mit Pranayama einen Teil ihrer selbst anbieten: ihr Prana. Weil dies, gemäß den Veden als höherstehendes Ritual angesehen ist, werden diejenigen, die Pranayama praktizieren, die Befreiung ihrer Seele erlangen. Man kann auch so sagen, die Wirkung von Pranayama ist, die Seele vom Gebunden - Sein, worin sie gefangen ist, zu befreien. In unserer Sprache steht es für den Inbegriff von Gnade. Wirklich beschämend ist, dass viele Lehrer, die im Westen Pranayama unterrichteten, nicht seine Bedeutsamkeit nahebrachten. Als ob man einen Obstbaum verschenken und dem Empfänger nicht erlauben würde, die Früchte zu ernten. Ich möchte mich für Ihre Zeit bedanken, Meister! Hoffentlich gelingt es mir, die tiefe, spirituelle Bewusstheit, die Sie auf jene ausstrahlen, die Ihren Lehren aufmerksam folgen, von einem inneren Lächeln erfüllt mit den Lesern zu teilen. |
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Holi: Frühlingsfest der mannigfachen Tugenden Das Fest hat seinen Urprung in der Geschichte von Hiranyakashipu und seinem Sohn Prahlad. Die Legende sagt, dass König Hiranyakashipu herrschsüchtig regierte und um sich herum Unruhe und Angst verbreitete. Hochmütig und selbstgefällig verlangte er von jedem, sich tief vor ihm zu verneigen. Prahlad, sein einziger Sohn, verehrte allerdings Gott Vishnu. Deshalb wollte Hiranyakashipu seinen Sohn loswerden. Mehrmals versuchte er vergeblich, ihn zu töten. Dann verlangte er von seiner Schwester Holika, die mit der besonderen Gabe ausgestattet war, gegenüber Feuer furchtlos zu sein, ihm dabei zu helfen. Er befahl ihr, sich den Flammen zu übergeben und forderte dann seinen Sohn heraus, sich mit seiner Tante ins Feuer zu legen. Prahlad ließ sich darauf ein. Jedoch, Hiranyakashipu wurde für seine Eitelkeit bestraft. Wohingegen sein Sohn gerettet wurde, belohnt von den Göttern für seinen Glauben und seine Hingabe. Aus dieser Geschichte entstand Holi, Symbol für den Sieg des Guten über das Böse, für Fruchtbarkeit und die Ankunft des Frühlings. Am Vorabend werden in allen indischen Städten riesige Freudenfeuer angezündet. Sie symbolisieren die Zerstörung des Bösen. Anschließend sammeln die Stadtbewohner die glimmende Asche ein und tragen sie nach Hause, um damit ein neues Feuer zu entfachen. Am Tag von Holi bewerfen sich alle gegenseitig mit gefärbtem Puder anstatt mit Asche, womit die Menschen früher das Gesicht überzogen. Jede Farbe hat ihre Bedeutung: Grün steht für Harmonie, Orange für Optimismus, Blau für Vitalität, Rot für Freude und Liebe. Nachdem man sein Opfer mit Farbe besprüht hat ist es Usus zu rufen "Ärgern Sie sich nicht, es ist Holi!". Holi bietet Gelegenheit für den großen Frühjahrsputz, man kehrt und reinigt die Häuser. Die Ankunft des Frühlings ist in Indien auch Anlass dafür, seinen Feinden zu verzeihen und Freunden und Verwandten seine Liebe zu zeigen. |
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Mit den Yoga Sutras leben von Patrice Delfour aus dem Französischen übersetzt von Elisabeth Volk "Atha Yoga Anushasanam" (Buch I, Sutra 1: Jetzt beginnt die Lehre des Yoga) Das Studieren der Yoga Sutras wirft etliche Fragen auf, so viele, dass man sich erst mit den erwähnten Begriffen vertraut machen muss, um den geistigen Gehalt zu verstehen ... Rabelais Worte regen zum Nachdenken an, wenn er im Jahr 1534 schreibt, dass man "durch wissbegieriges Lernen und häufiges Meditieren die Knochen brechen und das Mark heraussaugen muss." Die indische Tradition verlangt, dass der Text zunächst gelernt, dann studiert (verstanden) und schließlich angewandt werde, bevor er weitergegeben wird. Anwendung vor Weitergabe Noch bevor wir über die Yoga Sutras sprechen, bleiben wir bei diesem Satz, der bedeutet, die Gedanken, die in den Texten entwickelt wurden, anzuwenden. Sind die Gedanken durchführbar und dann folglich alle Texte glaubwürdig? Wie gehen wir mit den scheinbaren Widersprüchen um, denen man pausenlos begegnet? Karma Yoga (der Yoga des Handelns), Jnana Yoga (der Yoga des Wissens) und Bhakti Yoga (der Yoga der Hingabe), und jeder verteidigt seine Philosophie als den einzig möglichen gangbaren Weg, um zur Befreiung zu gelangen. Und was ist mit den Yoga Sutras, welche die Existenz des Purusha (das Absolute) deutlich unterscheiden von der Prakrithi (die Materie), während der Advaita Vedanta die Nicht - Dualität für sich reklamiert (allein Brahman existiert wirklich, während die Welt nur eine Illusion ist)? Die Antwort liegt bei Ihnen ... Halten wir fest, dass die Wissenschaft auch mit ihren eigenen Widersprüchen sehr gut kokettiert. Lange Zeit wurde Licht mittels der Wellentheorie erklärt (es verteilt sich in der Luft wie die Kreise im Wasser, nachdem ein Stein hineingeworfen wurde), bis zu dem Tag, an dem schließlich neue Phänomene allein durch die Korpuskulartheorie dargelegt wurden (wie erklärt man zwei leuchtende Punkte mit einem einzigen Lichtphotonenträger, wenn nicht dank der Magie der Quantenphysik). Mit der Theorie der Korpuskularwellen von Louis Victor de Broglie waren alle einverstanden. Versuchen Sie aber nicht damit die Yogis zu beschwichtigen, indem Sie ihnen eine revolutionäre und universale Philosophie vorschlagen, halb dualistisch, halb nicht- dualistisch, und den Jahreszeiten entsprechend alternierend, um sich ausschließlich mit ein und demselben Yoga, mal durch Hingabe, mal durch Tätigsein, mal durch Bewusstsein, zu befreien. Meine Intuition sagt mir, dass die Wahrheit woanders liegen muss. Ja, nur wo? Glücklicherweise sind in Indien bestimmte Prinzipien unerlässlich. - Die Existenz eines höchsten Bewusstseins, die Essenz der Welt (Brahman).
- Die Existenz eines individuellen Bewusstseins, die Essenz des Menschen (Atma oder die Seele).
- Trotz ihrer Verschiedenheit sind beide naturgegeben direkt miteinander verbunden.
- Die Erschaffung des Universums, in der die Seele sich in einem Kreislauf der Wiedergeburten reinkarniert, ganz präzisen Gesetzmäßigkeiten folgend.
- Das Ende des Kreislaufs der Wiedergeburten oder die Befreiung (Moksha) ist möglich.
Nun, es gibt Punkte, an denen man anknüpfen kann, um sicher zu werden und Schritt für Schritt voran zu kommen in der Indischen Philosophie. Und welche Standpunkte vertreten Sie? Sind Sie nicht manchmal im Widerstreit zueinander? Wie soll man den eigenen Weg finden, in der Spur bleiben? Warum an einer Philosophie mehr festkleben als an einer anderen? All das, was ich bisher geglaubt und worin ich mich eingerichtet habe, zu hinterfragen? Vielleicht ... vielleicht nicht. Noch einmal, die Antwort liegt bei Ihnen. Erinnern wir uns daran, dass der Lernprozess Arjunas auf dem Schlachtfeld beginnt, als seine Verwirrung am Höhepunkt und sein Stress vollkommen ist. Aber dann macht es "klick". Für Arjuna ist der Klick Krishna. Wo ist Ihr Schlachtfeld? Ist es notwendig? Wer sind Ihre Feinde? Hätte Arjuna unter anderen Voraussetzungen das Bewusstsein erlangen können? Zu anderen Zeiten entwickelt Sextus Empiricus (im 2. Jhd. nach Christus) eine Philosophie (den Skeptizismus), gemäß derer man alles vergleichen und gegenüberstellen muss, um die Unerschütterlichkeit = Seelenruhe zu erreichen!?! Nichts ist wahr oder unwahr, noch wahr und unwahr zur gleichen Zeit, auch dieser Satz nicht! Werden Ihre Zweifel deutlicher? Nehmen Ihre Antworten Gestalt an? Existiert Gott? Soll man sein Glück versuchen und an ihn glauben wie Pascal (17. Jhd.: Existiert er nicht, so verliert man nichts und wenn doch, kommen dann nur die Gläubigen in den Himmel?)? Ist Brahman mit Jesus Christus vereinbar (in Goa in Indien wurde Jesus in das Pantheon der lokalen Gottheiten aufgenommen)? Kann man sich vorstellen, dass am Ursprung der Materie, hinter den kleinen Atomen, sich noch viel kleinere Elemente, wie das Denken, befinden? Was ist mit der viel gerühmten, sich befreienden Kraft, während sich bei den hinduistischen, ägyptischen oder römischen Göttern das ganze Spektrum menschlicher Emotionen offenbart? Wie viele weise Menschen, verirrt im Wald, haben ihre Kräfte tatsächlich verloren, nachdem sie sich im Zorn entladen haben? Das Leben kann so schön sein und ich soll meine Wünsche loslassen? Und es kann schlimm sein, wer ist daran schuld? Weil Sie sich all diese Fragen gestellt haben, können wir jetzt also mit der Weitergabe der Yoga Sutras beginnen "Atha Yoga Anushasanam" (Buch I, Sutra 1). |
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Amlika - Tamarindenfrucht von Gabriel Gabriel aus dem Französischen übersetzt von Elisabeth Volk Die Tamarindenfrucht ist in der Indischen Medizin und Küche weit verbreitet. Amlika, so die Sanskritbezeichnung, kommt vom Wort Amla, das "sauer" bedeutet, und ist eine der sechs Geschmacksrichtungen, welche der Ayurveda (1) unterscheidet. In Indien wandelt man Milch mit Hilfe der Tamarindenfrucht in Joghurt um; die Indische Küche verwendet kein Labferment. Die Tamarindenfrucht, die in Indien beheimatet ist, wird heutzutage in verschiedenen Erdteilen, und hauptsächlich in tropischen Regionen, angebaut. Sie wurde in Europa dank der Araber eingeführt, die sie im 14. Jhd. " Indische Dattel", Tamar Hindi, nannten, daher kommt das englische Wort "Tamarind", französisch "Tamarin". Unter der Tamarindenfruchtschale findet man eine schwärzliche Paste, die als Arzneimittel gegen bestimmte Darmbeschwerden, wie z.B. Obstipation (Verstopfung), verwendet wird. Die Kerne, die in der Paste verstreut liegen, verarbeitet man zu Puder weiter, der, mit Sesamöl vermischt, ein besonders hochwirksames und entzündungshemmendes Mittel darstellt. Der Dämon Bhasmasura hatte nach langer Zeit der Buße die Fähigkeit erlangt all jene, die ihn berührten, in Asche zu verwandeln. Nachdem er König der Dämonen (Asuras) und stolz auf seine Macht war, fiel er über Shiva, den Gott der Zerstörung, her. Er war überzeugt davon, ihn nieder zu brennen, seine Macht zu übernehmen, um diese noch vor dem herannahenden Ende der Welt zu erproben. |
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Zwischen Bhamasura und dem Gott fand ein erbitterter Kampf statt, und der Dämon erlitt solche Verletzungen, dass er floh und sich unter einem Tamarindenfruchtstrauch versteckte. Shiva verfolgte ihn, weil er ihn aber nicht sah, gebrauchte er sein drittes Auge, das die Größe der Blätter der Tamarindenfrucht verkleinerte und ihm erlaubte, seinen Feind zu finden und zu töten. So befreite er die Welt vom unheilvollen Einfluss des Königs der Asuras. Seitdem sind die Blätter von Amlika so klein. Vor klassischen indischen Konzertauftritten kauen die Sänger für gewöhnlich ein oder zwei Tamarindenfruchtblätter, um die Stimme heller klingen zu lassen. Früher gab es im Herzen Indiens einen König, der sich die Zeit damit vertrieb, sich im Spiegel oder beim Spaziergang im Gewässer zu bewundern. Er war so stolz auf seine Schönheit, dass er sein Königreich und seine Untertanen, die immer ärmer wurden, vernachlässigte. Es kümmerte ihn kaum. Das Einzige, was ihn noch interessieren konnte, war die Tatsache, dass es vermutlich in ganz Indien noch nie einen so schönen König gegeben hatte. Als er sich eines Tages im Spiegel betrachtete, sagte er mit lauter Stimme, dass seine Schönheit sogar die der Götter überrage. Ein Gott, der gerade vorbei ging, hörte ihn, und um ihm eine Lektion zu erteilen, ließ er ihm ein Paar Hörner auf dem Kopf sprießen. Als er am nächsten Morgen erwachte, bewunderte er sich wie gewöhnlich in seinem Spiegel. Die vor der Tür aufgestellten Wächter hörten ihn schreien und betraten daraufhin das Zimmer. Sie fanden den König auf seinem Bett liegend vor, das Kissen auf dem Kopf. Er wies sie an hinaus zu gehen und befahl ihnen, ihm augenblicklich seinen persönlichen Frisör zu schicken. Der König empfing ihn mit dem nach wie vor auf den Kopf gelegten Kissen und warnte ihn vor, dass er ihm ein Geheimnis zeigen müsse, aber, wenn er irgendjemandem davon erzählen würde, werde er ihn töten. Als der König das Kissen wegnahm, erschrak der Frisör und legte beide Hände auf den Mund, um seine Bestürzung im Zaum zu halten. Der König verlangte, dass er besser etwas unternehmen sollte, als in diesem Zustand der Fassungslosigkeit zu verharren. Der Frisör verbarg die Hörner so gut es ging, und der König verdeckte den noch sichtbaren Teil mit seiner Nachtmütze. Er schickte den Frisör fort und verlangte von ihm zu verkünden, dass der König unpässlich sei und niemanden empfangen könne. Er gemahnte ihn an die Androhung des Todes, falls er das Geheimnis ausplaudere. Sobald er das Zimmer des Königs verlassen hatte, brach der Frisör in Gelächter aus. Die Bediensteten fragten ihn nach dem Grund, und als Antwort schüttelte er nur den Kopf. Er verließ den Palast und lachte lauthals. Würde er das Geheimnis ausplaudern, exekutierte man ihn, behielt er es für sich, stürbe er genauso, weil er sich totlachte. In der Mitte des Palasthofes erblickte er einen Tamarindenfruchtbaum, und er stürzte sich darauf, um dem Stamm das Geheimnis zuzuflüstern. In dieser Nacht brach ein heftiges Unwetter herein und entwurzelte die Tamarindenfrucht. Den König informierte man durch die Zimmertür hindurch. Er ordnete an, den Baum in Stücke zu schneiden, und ihn dem Hofmusiker zu übergeben, um daraus eine Trommel, eine Dundubhi, zu machen. Als das Instrument hergestellt war, versammelten sich die Höflinge vor der Zimmertür des Königs und der Musiker begann, die Dundubhi zu spielen. Die verschiedenen Arten die Trommel zu schlagen, mit einem Finger, mit zwei oder mehreren oder mit der Handfläche, entsprechen 22 Silben. Indische Perkussionisten lernen diese Silben übrigens beim Singen und beim Spielen ihres Instruments. Aber als der königliche Musiker vor der Zimmertür zu spielen begann, fing die Dundubhi an zu klingen "Der König hat Hörner auf dem Kopf! Der König hat Hörner auf dem Kopf!". Die Höflinge brachen in Gelächter aus und der König geriet außer sich vor Wut. Er beschloss den Palast zu verlassen und mit der Dundubhi in den Wald zu entfliehen. Jahrelang lebte der König zurückgezogen im Wald. Er fing an, die Schönheit der Natur und ihrer Elemente zu schätzen. Er lernte alle Geschöpfe zu respektieren, auch jene, die viel kleiner waren als er. Er erwarb Weisheit, die ihm fehlte, und der Hochmut, der immer zutage trat, verschwand vollständig. Lediglich die Tamarindenfruchttrommel begleitete ihn und jedes Mal, wenn er sie schlug, ließ ihn die Dundubhi an der Erfahrung, die der alte Baum in so vielen Jahren seiner Existenz erworben hatte sowie an den weisen Einsichten, über die nur Bäume verfügen können, teilhaben. Dank seiner tagtäglichen Übung ließ er sein Instrument so wohl erklingen, dass die Geister der Bäume des Waldes herbeieilten, um zu lauschen und von der Schönheit der Musik, die von der Dundubhi ausging, verzaubert waren, so sehr, dass sie sich aufmachten, um den Gott zu finden, der den König mit Hörnern ausgestattet hatte. Sie baten ihn darum, ihm seine Arroganz in der Vergangenheit zu verzeihen, ihn in sein Königreich zurück kehren zu lassen und verbürgten sich für ihn, dass er sich grundlegend verändert habe. Der Gott kam der Bitte der Geister nach und sogleich verschwanden die königlichen Hörner. Als sich der König dem Fluss näherte, um seinen Durst zu stillen, erinnerte ihn der Widerschein seines Gesichtes daran, dass er keine Hörner mehr hatte. Er setzte sich hin und versuchte zu realisieren, was sich zugetragen hatte, als er Reiter herannahen sah, die ihn suchten. Diese verneigten sich tief vor ihm um ihn zu bitten, an den Hof zurück zu kommen und versicherten ihm, dass das Königreich seiner bedürfe. Der König kehrte also in sein Königreich heim und bewahrte die Tamarindenfruchttrommel immer an seiner Seite. Das Land regierte er fortan besonnen und gerecht. 1) traditionelle indische Medizin |
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